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Presse

 

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 29.06.08

So eine Pfeife
Wer hat die Fox 40 entwickelt und warum? Interessantes zu "unserer" Pfeife Fox 40.

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WNZ (Wetzlarar Neue Zeitung) vom 09.03.08

"Es kommt einfach nichts nach"
Schiris wie Petry und Loh werden immer seltener

Von Arne Wohlfahrt (0 64 41) 95 95 95
redaktion.wnz@mittelhessen.de

Pfeifen, weil´s ihnen Spaß macht: die Handball-Schiedsrichter Frank Petry (links) und Wolfgang Loh. (Foto: Bär)

Wolfgang Loh und Frank Petry gehören zu einer immer kleiner werdenden Spezies. Dabei sind sie als Handball-Schiedsrichter eigentlich unverzichtbar.
Doch der Job ist undankbar. Oft muss ein Unparteiischer als Sündenbock
herhalten, sich Anfeindungen aussetzen. Deswegen hat die Schiedsrichter-Zunft ein gehöriges Nachwuchsproblem und mit ihr – ohne Zweifel – auch die gesamte Handballszene große Schwierigkeiten.

„Es kommt einfach nichts nach“, klagt Jürgen Baumann, Schiedsrichterwart im Handball-Bezirk Gießen. Zwar haben gerade 35 Teilnehmer erfolgreich den Neulingslehrgang absolviert, doch schon jetzt liegen Baumann wieder 70 Abmeldungen von anderen Schiedsrichtern für die kommende Saison vor. Bis jetzt konnten alle Handballspiele im Bezirk Gießen noch immer mit einem Unparteiischen besetzt werden, doch wenn sich der Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzt, ist das bald nicht mehr möglich. Im Bezirk Darmstadt werden Jugendspiele schon heute teilweise von den
Vereinen selbst geleitet.

„Den jungen Leuten fehlt der Idealismus“, sagt Frank Petry, der seit 1975 als Schiedsrichter unterwegs ist. Seit 24 Jahren heißt sein Gespannpartner Wolfgang Loh, der immerhin schon seit 1970 Spiele pfeift.
Vier Jahre (1994 bis 1998) durften die beiden gebürtigen Münchholzhäuser in der Regionalliga ran, heute leiten sie immer noch Partien bis hin zur
Oberliga – und haben Spaß daran: „Wenn ich keine Lust mehr hätte, dann hätte ich schon längst aufgehört“, sagt der 57-jährige Loh und fügt hinzu: „Bis auf wenige Sachen, hatten wir nur schöne Zeiten.“
Kaum vorstellbar, bei dem, was wöchentlich auf die Referees in den Handballhallen so alles einprasselt. „Dagegen“, sagt Loh mit breitem Grinsen,
„sind wir doch schon längst abgestumpft.“
Die dafür nötigen breiten Schultern haben sich die beiden in den über 30 Jahren erarbeitet. „Die braucht man aber auch“, merkt Frank Petry an.

„Bei den Vereinen bist du manchmal das fünfte Rad am Wagen“

Und genau darin liegt auch eine große, wenn nicht sogar die größte Herausforderung für die Schiedsrichterausbildung. Denn: „Wir haben längst
ein Gewaltproblem in den Hallen“, sagt Jürgen Baumann bewusst drastisch. Vor allem bei Jugendspielen würden die jungen, unerfahrenen Unparteiischen massiv von den Zuschauern – darunter oftmals ehrgeizige Eltern – attackiert. Meistens so heftig, dass der Nachwuchs, der sich noch längst nicht das breite Rückgrat erarbeitet hat und häufig auch nicht aus Spaß an der Sache, sondern aus Pflichtgefühl dem eigenen Verein gegenüber diesen Job übernimmt, schnell die Karriere wieder aufgibt.

Aber das sind nicht die einzigen Probleme, mit denen sich das Schiedsrichterwesen plagt. „Auch die Vereine müssen umdenken“, fordert Baumann.
Trotz erheblicher Geldstrafen und sogar Punktabzügen für die höchst gemeldete Mannschaft hat bei den Klubs noch kein richtiges Umdenken im Umgang mit ihren Schiedsrichtern stattgefunden. Diese
Erfahrung hat zumindest das Gespann Loh/Petry gemacht.
„Bei den Vereinen bist du manchmal das fünfte Rad am Wagen“, sagt Petry und erläutert: „Wir haben jahrelang unserer Ausrüstung und fast alles
andere selbst bezahlt.“ Die Folge: Von der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen haben sie sich Ende der 90er Jahre abgewendet. Wolfgang Loh („Da gab es keine Anerkennung“) pfeift jetzt für den TV Hüttenberg, der vier Jahre jüngere Petry, der seit 1981 in Lützellinden wohnt, für den dortigen TSV.

Aber als Schiedsrichter unterwegs zu sein, bedeutet auch immer ein hoher Zeitaufwand. Je nachdem, wo die beiden eingesetzt werden, sind sie mehr als zehn Stunden unterwegs. Der Verdienst ist demgegenüber lächerlich. 30 Euro bleiben übrig. „Auch da müsste etwas getan werden“, meint Petry, um so die Anreize für den Nachwuchs zu erhöhen. Doch der Verband tut sich dabei äußerst schwer. „Wir wollten durchsetzen, dass Schiedsrichter vier Euro mehr bekommen“, erklärt Jürgen Baumann. Herausgekommen ist letztlich eine Erhöhung der Spesen um gerade einmal die Hälfte.

Wolfgang Loh und Frank Petry, die rund 45 Spiele im Jahr leiten, geht es aber nicht ums Geld. Finanziell sind der gelernte Maschinenschlosser Loh und der Industriemeister Petry abgesichert. Ihnen, die jahrelang in der ersten Mannschaft des TV Münchholzhausen selbst aktiv waren, macht es einfach Spaß. „Je voller die Halle, umso besser“, sagt Loh. Und deswegen kann sich der Handballbezirk Gießen noch glücklich schätzen, dass es noch solche Idealisten unter den Schiedsrichtern gibt. Solche, die sich der Verantwortung stellen und die Attacken von außerhalb auch problemlos aushalten. Bricht diese Generation irgendwann weg, spätestens dann kommt auf den heimischen Handball-Spielbetrieb ein großes Problem zu.


Eine Schilderung aus der Sicht der Schiedsrichter wäre hilfreich und interessant. Aber die Schiedsrichter werden meistens ja nicht gefragt ...

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WNZ (Wetzlarer Neue Zeitung) vom 03.04.06

Landesliga Männer: 30:31 beim TV Wicker / "Ihr könnt machen, was ihr wollt, wir pfeifen gegen euch"

TVH-Zweite protestiert gegen Skandalschiris

(dl). War das schon der Abstieg für die Landesliga-Handballer des TV Hüttenberg? Im Kellerduell unterlag die Zweitliga-Reserve des TVH beim TV Wicker mit 30:31 (15:17) und steckt damit weiter tief im Abstiegssumpf. Die letzte Entscheidung über die Wertung der Partie scheint allerdings noch nicht gefallen.
Der TV Hüttenberg legte Protest gegen die Wertung des Spiels ein und durfte sich angesichts der skandalösen Umstände beim Zustandekommen der Niederlage zu Recht von den Schiedsrichtern verschaukelt fühlen. Ausschluss für "Opfer" BillekNeben zahlreichen offensichtlichen Fehlentscheidungen gegen die Gäste sorgten vor allem zwei Vorfälle für extrem erhitzte Gemüter im Lager der Hüttenberger: Zunächst bekam Mitte der zweiten Halbzeit TVH-Routinier Hennig Weiß von Schiedsrichter Müller Folgendes zu hören: "Ihr könnt machen, was wir wollt, wir pfeifen sowieso gegen euch". Uwe Flick, Kreisläufer des TV Wicker bestätigte auf Hüttenberger Anfrage, dies genauso gehört zu haben und hat bereits zugesagt, dies auch vor einem Sportgericht zu bezeugen. Der zweite Vorfall betraf Hüttenbergs talentierten Linkshänder Florian Billek, der drei Minuten vor dem Ende "Opfer" der offensichtlich nicht unparteiischen Spielleiter wurde. Nach einer Aktion, in der gleich mehrere Spieler zum Ball gingen, prallten Florian Billek und der Wickerer Andre Tump unglücklich zusammen. Zur Verwunderung und zum Entsetzen belegte das Gespann Müller/Siess den jungen Hüttenberger mit einem Ausschluss und unterstellten ihm damit, eine Tätlichkeit begangen zu haben. Auch das Intervenieren seines Gegenspielers Tump, der sich in keiner Weise tätlich angegriffen fühlte, stieß bei den beiden Schwarzkitteln, die für die TGB Darmstadt pfeifen, auf Ignoranz. "Das geht uns zu diesem Ohr rein und zum anderen wieder heraus", bekam Tump zu hören.

"Wir haben Protest gegen die Wertung des Spiels eingelegt und wollten eine Begründung auf dem Spielbericht vermerken lassen. Das haben uns die Schiedsrichter versagt", erläuterte TVH-Trainer Bernd Taylor.

In den ersten Minuten war Wicker die bessere Mannschaft in Angriff und Abwehr. Vor allem Kreisläufer Uwe Flick bereitete den Hüttenberger immer wieder große Probleme. Und so hieß es 5:2 nach neun Minuten für den TVW. "Ab der zehnten Minute haben wir dann praktisch gegen neun Mann gespielt. Wir haben in der ersten Halbzeit drei reguläre Tore abgepfiffen bekommen und drei glasklare Siebenmeter wurden uns versagt", sah Taylor sein Team massiv benachteiligt. Dennoch ließ sich Hüttenberg nicht abschütteln und war beim 15:17 zur Pause fast dran.

Zwei krasse Fehlentscheidungen aus Hüttenberger Sicht kennzeichneten auch den Beginn des zweiten Durchgangs, als zunächst Ben Mitteis siebenmeterreif gefoult wurde und der Pfiff ausblieb. Im Gegenzug betrat Uwe Flick den Hüttenberger Kreis und nahm den dort rollenden Ball auf, warf ihn ins Tor und bekam den völlig irregulär erzielten Treffer von den Unparteiischen anerkannt. Wicker zog auf 27:22 (48.) davon, und als kurz zuvor Henning Weiß die deutliche Auskunft von den sogenannten Unparteiischen bekam, wer hier die Halle als Sieger verlassen würde, schien die Partie gelaufen. Bernd Taylor nahm eine Auszeit und ordnete eine Manndeckung durch "Flo" Billek und Timo Schmidt gegen die beiden Wickerer Halbrückraumspieler an.

Beim 28:30 verlor der TVH dann Florian Billek durch den unberechtigten Ausschluss. Taylor nahm seinen Torhüter in der letzten Minute vom Feld, und fast hätte Christian Keil 20 Sekunden vor dem Ende beim 30:31 noch den Ausgleich geschafft. Doch der Wurf von Keil wurde vom Wickerer Keeper übers Tor gelenkt. "So sind zwei wichtige Punkte weg, die bei einer ordentlichen Leistung der beiden Unparteiischen durchaus drin gewesen wären", lautete Taylors Fazit.

Wicker: Schleipfer, Schmitt - Anthes (2/2), Flick (6), Hartmann (5), Remsperger (4), Ruppert (1), Schmitz, Siegfried (1), Steinbauer (1), Tsoultsidis (5), Tump (6).

Hüttenberg II: Menges, Elsner - Wiener (1), Franz (2), Keil (2), Schmidt (3), Meilinger (1), Mitteis (2), Billek (8/1), Spengler (3/2), Kümpel (3/2), Hundt (3), Weiß, Avemann (2).

Schiedsrichter: Müller/Siess (Darmstadt) - Zuschauer: 50 - Zeitstrafen: Wicker drei (Anthes drei und rote Karte 54.); Hüttenberg drei (Weiß zwei, Kümpel) - Ausschluss: Billek (Hüttenberg 57.).


Interessante Einblicke in einen DHB A-Kader Schiedsrichter-Lehrgang

www.handball-world.com vom 19.01.2006 - Autor: Olaf Nolden

Schiedsrichter-Lehrgang: Kritische Selbstbetrachtung des A-Kaders mit positivem Fazit


Eine einmalige Gelegenheit bot sich handball-world.com am vergangenen Wochenende in Halberstadt. Auf Einladung des DHB-Schiedsrichterwartes Peter Rauchfuß durfte Redakteur Olaf Nolden während des gesamten Schiedsrichter-Lehrganges Einblicke in die Arbeit des Schiedsrichter-Ausschusses und die Aufarbeitung der vergangenen Halbserie mit dem A-Kader nehmen. Lesen Sie nachfolgend einen Erfahrungsbericht.

"Sie dürfen sich frei bewegen", so begrüßt mich Peter Rauchfuß im winterlich kalten Halberstadt vor der Sporthalle, in der wenig später die Schiedsrichter nicht nur einen Leistungstest sondern auch ein kleines Handballturnier absolvieren werden. Frei bewegen, das bedeutete auch für die versammelten Schiedsrichter, keine Rücksicht auf einen Mithörer und Beobachter zu nehmen. "Vorsicht, Presse hört mit!" wird zwar scherzhaft immer wieder gerufen, doch Berührungsängste gibt es nicht.

In der Halle werden von den Schiedsrichtern zunächst unter den Augen von Nationalspieler Jan-Olaf Immel typische Spielszenen nachgestellt, die immer wieder für Kontroversen bei der Regelauslegung sorgen. In der Diskussion mit dem Nationalspieler wird deutlich, was Spieler und Schiedsrichtern voneinander erwarten. Im anschließenden Turnier dreier Schiedsrichter-Mannschaften muss dann Immel zur Pfeife greifen und alle Partien alleine leiten. Dabei wird er nicht geschont und mit sämtlichen strittigen Situationen konfrontiert, die das Handballspiel zu bieten hat. Die Schiedsrichter bieten dabei Höchstleistungen im Nachstellen schwieriger Spielszenen und machen Immel dadurch deutlich, wie schwer es ist, innerhalb von Millisekunden die richtigen Entscheidungen zu treffen. Zudem wird jede Schiedsrichterentscheidung heftigst kritisiert. Auch Peter Rauchfuß an der Seitenlinie als Charakter-Trainer mit einer wie entfesselt auftrumpfenden Jutta Ehrmann (die sich des Sächsischen mächtig zeigt) als Co-Trainerin geben alles, um von der Außenlinie Einfluss auf das Spielgeschehen zu nehmen. "Der arme Immel", schießt es mir durch den Kopf.

"Wer diesen Test nicht übersteht, fährt nach Hause"

Nach dem Turnier steht für die Schiedsrichter der sogenannte Shuttle-Run an. Die Schiedsrichter müssen hierbei einen Lauftest absolvieren und dabei knapp sechs Minuten lang jeweils eine halbe Hallenlänge mit steigendem Tempo laufen. Das ansteigende Tempo und die ständigen Wenden sind dabei das Anstrengendste und sorgen für reichlich Schwitzwasser. "Wer diesen Test nicht übersteht, fährt nach Hause", sagt mir Hans Thomas, während ich versuche, nicht zu lässig an der Wand zu lehnen. "Bei dem immer schneller werdenden Spiel ist eine gute Fitness unserer Schiedsrichter unerlässlich", ergänzt Peter Rauchfuß und erklärt mir kurz den Ablauf. In immer kürzeren Abständen ertönt ein Signal, was für die Schiedsrichter bedeutet, das Tempo zu erhöhen. Jeder Signalwechsel stellt eine Stufe von 0,5 dar. "Bei 8,5 machen wir Schluss", sagt Hans Thomas und ich lehne die Aufforderung der Schiedsrichter erfolgreich ab, mich am Lauf zu beteiligen. In diese Falle tappe ich nicht. Dem Verlangen nach einer Zigarette gebe ich mich aber aus moralischen Gründen nicht hin. Soviel Anstand muss sein.

Heute schaffen alle Schiedsrichter den Test, auch wenn einige mächtig pusten müssen. Nach dem Umziehen geht es zurück in den Tagungsraum, wo es direkt mit dem Lehrgang weitergeht. Auf dem Programm steht: Schiedsrichter werten ihre Spiele aus. Anhand von Videoaufnahmen werden kritische Szenen aus Bundesligaspielen aufgearbeitet. Dabei wird mir deutlich, dass der A-Kader sehr kritisch mit sich selber umgeht. Einzelne Szenen werden länger diskutiert, Hans Thomas greift immer wieder ein und erläutert, was das Regelwerk vorschreibt und wie typischerweise Situationen zu werten sind. "Hier haben wir definitiv falsch entschieden", sagt ein Schiedsrichter bei seinem Vortrag, "weil wir falsch gestanden haben."

Eine fehlerfreie Schiedsrichterleistung kann es nicht geben, dazu gibt es zu viele 50:50-Entscheidungen", sagt Hans Thomas. "Jede Situation muss einzeln betrachtet werden, Vorverurteilungen darf es nicht geben." Daher verwendet er für sein Lehrmaterial mit Negativbeispielen auch selten aktuelle Spieler, damit nicht der Eindruck entsteht, Spieler X würde besonders beobachtet werden. "Als der Wislander nicht mehr beim THW spielte, konnte ich Szenen von ihm mit in die Lehrgänge reinnehmen", sagt er, ohne zu verraten, welche es waren.

Rot oder nicht?

Häufig bemängelten die Trainer, dass die Schiedsrichter zu früh eingreifen, berichtet Hans Thomas. "Laufen lassen" sei zwar in manchen Situationen völlig richtig, aber wenn es gesundheitsgefährdende Situationen gibt, müssen die Schiedsrichter die Spieler schützen. "Es ist dabei völlig egal, ob es Absicht oder Dummheit war, die zu der Situation führte", sagt der Lehrwart. Er führt eine Szene vor, in der Kiels Kim Andersson bei einem Wurfversuch über Filip Jicha hinweg böse zu Fall kommt und hart auf die Hüfte knallt. Allein beim Zuschauen bekommt man Rückenschmerzen. "Rot oder nicht?", fragt er in die Runde. Alle sind sich einig, dass hier eine Rote Karte völlig übertrieben gewesen wäre. "Richtig", sagt Hans Thomas, "denn Jicha stößt Andersson nicht, es ist allein das hohe Tempo, mit dem Andersson angeflogen kommt, verantwortlich dafür, dass er durch die Abwehr von Jicha umfällt." Damit macht er deutlich, dass es trotz sauberer Abwehr zu einer Gesundheitsgefährdung kommen kann, diese aber dem abwehrenden Spieler nicht angelastet werden könne.

In einer weiteren Szene sieht man, wie Stefan Kretzschmar nach einem Abwehrversuch von Heiko Grimm böse zu Fall kommt und in die Bande fliegt. "Grimm begleitet Kretzschmar nur, es kommt zu keiner gesundheitsgefährdenden Aktion durch den Abwehrspieler." Gesundheitsgefährdend seien hier vielmehr die Blechwerbebanden gewesen, an denen sich Kretzschmar hätte üble Risswunden holen können. Auch hier wurde von den Schiedsrichtern aus dem Spiel heraus keine Rote Karte gegeben, was Hans Thomas ausdrücklich lobte. "Nur weil der Sturz schlimm aussieht, muss die Abwehraktion nicht zwingend Rotfähig sein."

Schrittfehleranalyse

Mir wird schnell klar, dass es hier eine sehr ernsthafte Auseinandersetzung mit der Schiedsrichterleistung gibt. Ich erfahre, dass alle Schiedsrichter des gesamten DHB-Kaders bei DSF-Übertragungen fest eingeteilt sind, um Beobachtungsbögen auszufüllen. "Diese Bögen werden mir zugeschickt. Gibt es häufige Nennungen für eine Szene, in der eine vermeintliche Fehlentscheidung entdeckt wurde, schaue ich mir das sehr genau an." Hans Thomas berichtet von einem Spiel aus der abgelaufenen Halbserie, in der es 29 Nennungen für Schrittfehler gab. "Am Ende habe ich drei bestätigt gefunden, der Rest war falsch beobachtet." Ein krasses Beispiel, aber es zeigt besonders, wie schwer eine Schrittfehlerbeurteilung ist. Jan-Olaf Immel berichtete, dass früher in seiner Jugendzeit alles vom Trainer als Schrittfehler gewertet wurde, was unrund aussah. "Wir haben Analysen gemacht, um festzustellen, wann typischerweise Schrittfehler passieren und dafür mehrere hundert Videobänder ausgewertet." Wichtig sei, dass die Schiedsrichter ihre periphere Wahrnehmung schulen. "Man kann nicht jeden Schritt zählen, man muss das Laufbild im Kopf haben, um einen Schrittfehler richtig zu sehen."

Irgendwann am späten Abend neigt sich der Lehrgangstag dem Ende zu. Meine Einstellung zu den Schiedsrichtern hat sich nach diesem Tag schon sehr gewandelt. Wie oft habe ich leichtfertig über die eine oder andere Entscheidung geschimpft. Im A-Kader sind höchst professionelle Schiedsrichter am Werk, die ihre Aufgabe sehr ernst nehmen. Fast schäme ich mich ein bißchen, dass ich als kleiner Steppke in der Ostseehalle lauthals "Schieber" gerufen habe. Schieberei kann ich nach diesem Tag keinem mehr unterstellen. Zu ernsthaft wird sich mit der eigenen Leistung auseinander gesetzt. Zu eng ist auch das Netz der Beobachtungen durch geschulte Mitarbeiter des DHB. Hinzu kommen die Schiedsrichterbewertungen der einzelnen Vereine. Was am Ende der Saison Konsequenzen hat: Das Gespann mit der geringsten Punktzahl steigt ab und fliegt aus dem Kader. "Wir wissen aber nicht, wie wir aktuell bewertet sind", sagt mir Uwe Prang. Matthias Dang ergänzt: "Es gibt also keinen Kampf um eine Platzierung in einer Rangliste. Wir erfahren nur bei den Lehrgängen, wie wir derzeit bewertet sind." In Einzelgesprächen mit Peter Rauchfuß und Chef-Beobachter Eberhard Gläser werden die Bewertungen bei einzelnen Gespannen genauer analysiert, um Mängel aufzuzeigen. Eberhard Gläser bereitet dabei eine sehr tiefgehende Analyse der Bewertungen vor und hob dabei auch die positiven Aspekte heraus.

"Alles unter der Gürtellinie darf nicht sein"

Wie ich erfahre, lesen die Schiedsrichter auch still in der Handballecke mit. Dass ihre Leistung da nicht immer positiv gewertet wird, daran haben sie sich genauso gewöhnt wie an üble Rufe in den Hallen. "Du brauchst da ein dickes Fell", sagt Matthias Brauer. Er könne auch jede Meinung akzeptieren, "nur alles unter der Gürtellinie darf nicht sein."

Nach einer höchst amüsanten Abendveranstaltung, bei der im Bowling der sportliche Wettkampf nicht zu kurz kam (und ich immerhin mit Platz 7 in der Einzelwertung deutlich vor Frank Lemme und Bernd Ulrich landete, was mich zwar nicht für eine internationale Schiedsrichterkarriere befähigt, aber deutlich macht, dass die beiden Heroen des deutschen Schiedsrichterwesens nicht unschlagbar sind), herrscht kurz einige Besorgnis bei den Schiedsrichtern des A-Kaders. Ich reiße mir die Auswertung der Bowlingbahnen unter den Nagel und verspreche, genüßlich vom Abend zu berichten. Reiner Methe bittet inständig um eine etwas angenehmere Darstellung seiner Platzierung, was ich ihm natürlich zusage. Reiner Methe belegte selbstverständlich nicht den letzten Platz bei diesem Bowling-Abend. Chefauswerter Bernd Ulrich muss sich da verzählt haben.

Am Ende des zweiten Veranstaltungstages kann ich nur feststellen, dass es um das deutsche Schiedsrichterwesen mindestens im A-Kader bestens bestellt ist. Wenn Fehler in den Spielen gemacht werden, werden sie knallhart aufgedeckt und versucht abzustellen. Es gibt eine sehr gute Unterstützung seitens des Schiedsrichterausschusses in jeder fachlichen Hinsicht. Obwohl die DHB-Schiedsrichter keine Profis sind, herrschen sehr professionelle Rahmenbedingungen. Mit konstruktiver Kritik wird untereinander nicht gespart. "Wir alle, Spieler, Trainer und Schiedsrichter, wollen das Produkt Handball nach vorne bringen", sagt Peter Rauchfuß in seinem Schlusswort. Das ginge nur zusammen, nicht gegeneinander. Die Schiedsrichter tragen dazu mit hohem Verantwortungsbewußtsein bei, wie ich an diesem Wochenende in Halberstadt feststellen konnte.


Folgende Strafe wurde dem TV Hüttenberg für untengenannten Vorfall auferlegt:

Nach den Vorfällen vom 17.12.2005 im bzw. nach dem Heimspiel gegen die SG Bietigheim/Metterzimmern, als Gennadij Chalepo eine Rote Karte erhalten hatte und nach Spielende ein Zuschauer gegen Schiedsrichter Marco Wallenfels tätlich geworden war, teilte Uwe Stemberg von der HBL heute dem TV Hüttenberg das Strafmaß mit.
Folgende Strafen wurden verhängt:
- 1 Spiel Hallensperre
- 1 Spiel Sperre für G. Chalepo
- 2 Spiele Spielaufsicht durch die HBL
- 1.000,-- € Strafe für den TVH

Quelle: www.tv-huettenberg.de

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Unglaublich und "traurig aber wahr" ...

Wetzlarer Neue Zeitung 19.12.2005

Hüttenberg befürchtet Heimspielsperre und saftige Geldstrafe / Trainer Jan Gorr: "Bärendienst"

TVH erteilt dem Übeltäter Hallenverbot

Der Imageschaden, den der TV Hüttenberg durch den brutalen Angriff eines Fans auf Schiedsrichter Marco Wallenfels aus Ottersheim erlitt, ist kaum wieder gutzumachen. Vorstand, Spieler und Trainer distanzierten sich von der Attacke. Dass der TVH gegen die SG Bietigheim/Metterzimmern mit 24:26 verloren hatte und damit im Abstiegskampf der 2. Handball-Bundesliga nach zuvor zwei Siegen in Folge einen schweren Rückschlag erlitt, trat weit in den Hintergrund.

Wojciech Honisch, der starke Torwart der Gäste, brachte es auf den Punkt: "Das tut mir wirklich Leid für den TV Hüttenberg. Hier bekommt die ganze Mannschaft, der ganze Verein einen schlechten Ruf. Und das wegen eines Einzelnen. Da sitzen 950 Anhänger und pfeifen nach dem Spiel. Und einer rastet aus. Das ist bitter, aber so etwas darf einfach nicht passieren."

So sahen es auch die Hüttenberger: "Mir fehlen die Worte. Drei Ordner waren sofort am Ort des Geschehens. Doch wenn einer ausrastet, dann helfen wahrscheinlich auch fünf Ordner nichts. Wir kennen die betreffende Person. Der Verein wird reagieren", kündigte Marketing-Chef Lothar Weber Hallenverbot für den Übeltäter an. Das erwartet jetzt aber erst einmal den TVH. Eine mehrere Spiele währende Heimspielsperre sowie eine saftige Geldstrafe im vierstelligen Bereich drohen. Das heißt, Hüttenberg wird zu seinen Heimspielen reisen müssen. Der Vorstand geht von einer Verlegung von 50 bis 100 Kilometern aus.

Wallenfels in die Notfallklinik

Für Marco Wallenfels hatte der Tritt schmerzhafte Folgen. Noch auf der Heimfahrt musste der Unparteiischen aus Ottersheim in der Notfallklinik in Landau Station machen und sich behandeln lassen. Wallenfels ist zunächst bis Ende der Woche krank geschrieben. Gestern Abend betonte er auf Nachfrage dieser Zeitung, dass er dem TVH keine Schuld an dem Vorfall gibt: "Das war ein für den Verein unabwendbares Ereignis. Kein Ordnungsdienst kann eine solche Tat eines Einzelnen ausschließen. Zum Glück befinde ich mich auf dem Weg der Besserung. Bereits in Hüttenberg habe ich mich von den Verantwortlichen sehr gut versorgt gefühlt. Dafür gebührt dem TVH ein Lob."

"Wir müssen jetzt ganz einfach abwarten, was der DHB macht", sind Weber die Hände gebunden. Der Schock saß auch bei den Spielern tief. "Das ist eine Katastrophe", meinte Michael Bepler. "Das wird ganz, ganz bitter für uns." Der Griff des Zuschauers in die Hoden des Unparteiischen überschattete am Ende alles. Hüttenberg hatte sich zuvor mit einer schwachen Trefferquote selbst im Wege gestanden. "Wenn man es nicht schafft, seine freien Chancen zu verwandeln, ist es unrealistisch, gegen Bietigheim an einen Sieg zu denken", meinte Coach Jan Gorr. Doch die gesamte Leistung stimmt ihn nicht zufrieden: "Wir haben heute Tribut dafür gezollt, dass wir seit Wochen am Limit segeln. Irgendwann geht das nicht mehr." Doch härter als die zwei verlorenen Punkte in einem Duell mit einem direkten Konkurrenten träfen den TVH die Konsequenzen der Tat des Zuschauers. "Wir", sagt Gorr, "sind im Abstiegskampf auf jede Hilfe angewiesen. Dass aber, was dieser so genannte Fan uns leistet, ist ein Bärendienst."

Auch Lothar Weber befürchtet weitreichende Folgen, die im Kampf gegen um den Klassenverbleib eine schwere Bürde sein können. "Wir hatten noch nie Heimschiedsrichter. Durch eine solche Aktion werden wir aber auch keine bekommen. So etwas spricht sich nämlich rum. Die haben uns nun auf dem Kieker", glaubt der Marketing-Leiter.


Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 24.07.2005

Handball: Wettverbot für Schiedsrichter

Die Schiedsrichter der Handball-Bundesliga dürfen ab sofort nicht mehr wetten, können sich aber auf deutlich erhöhte Bezüge freuen. "Wir haben ein Wettverbot ausgesprochen, das unsere Schiedsrichter schriftlich akzeptieren müssen", sagte der Schiedsrichterlehrwart Peter Rauchfuß vom Deutschen Handball-Bund. Hintergrund der Entscheidung sind die Erfahrungen im Fußball-Wettskandal. Festgelegt wurde aber auch, dass die Unparteiischen in der kommenden Saison deutlich höhere Aufwandsentschädigungen erhalten sollen. Von bislang 230 Euro steigen die Vergütungen auf bis zu 400 Euro pro Spiel.


Der folgende Artikel handelt von einem Fußballschiedsrichter. Dies kann aber leider auch jedem Handballschiedsrichter passieren...

Wetzlarer Neue Zeitung 10.07.2004

(dpa). Nichts zu Lachen hatte der Schiedsrichter eines Fußball-Freundschaftsspiel zwischen zwei unterklassigen Vereinen im osthessischen Alheim-Heinebach. Im Anschluss an die Partie zwischen dem TSV Baumbach und der SG Gudegrund setzte es für den Unparteiischen Prügel. Der 34-Jährige wurde von zwei Baumbacher Spielern ins Gesicht geschlagen, wobei er eine Platzwunde an der Unterlippe erlitt. Der Schiedsrichter erstattete daraufhin Strafanzeige gegen die beiden Brüder.


Dieser Artikel ist zwar schon etwas älter, spiegelt allerdings nachwievor die aktuelle Situation wider.

FAZ 31.12.2002

Dem hessischen Handball gehen langsam die Schiedsrichter aus

Von Marco Romano

Hüttenberg. Die Vertreter des Hessischen Handball-Verbandes (HHV) haben die Vereine auf der Halbzeitbesprechung der Ober-und Landesligen in Hüttenberg auf den immer bedrohlicher werdenden Schiedsrichtermangel aufmerksam gemacht. Die Zahl der Unparteiischen sei, wie es hieß, in den vergangenen Jahren bereits von 3.600 auf 2.800 zurück gegangen - Tendenz weiter fallend.
" Wir haben ein echtes Leistungsproblem in der Ober- und Landesliga“, räumte Verbandsschiedsrichterwart Gunter Eckart ein und malte zugleich ein düsteres Bild: "Es gibt sehr gute Ansätze, wie man neue Schiedsrichter gewinnen kann.
Aber es dauert mindestens 5 Jahre, um geeignete Spielleiter für die Ober- und Landesliga auszubilden.“ Vor allem die durch den erfolgreichen Einspruch des Landesligisten TG Darmstadt vor dem DHB-Bundesgericht vorerst außer Kraft gesetzte Regelung, Vereine bei Nichterfüllung des Schiedsrichterkontingents im Wiederholungsfall mit Punktabzug zu bestrafen, hat bei den Lehrgängen für neue Unparteiische in den Bezirken zu einem drastischen Schwund geführt. „Im Bezirk Gießen kamen nach dem DHB-Urteil von 120 Angemeldeten nur noch 50 zu den Lehrgängen“, führte Eckart als Beispiel an.
Vor allem im nordhessischen Raum ist der Mangel an qualifizierten Referees groß. „Wir werden mit diesem Problem auf Jahre hinweg nicht fertig“, meinte Eckart dazu und fügte an, man befinde sich „zurzeit in einem Umbruch. Viele Schiedsrichtergespanne denken ans Aufhören.“ Eine Kooperation mit dem niedersächsischen Handball-Verband ist nach Angaben des Vizepräsidenten für Spieltechnik, Rolf Mai, gescheitert Die Idee war, dass niedersächsische Referees aus dem Grenzbereich künftig bei Spielen In Nordhessen eingesetzt werden könnten.
Nun machte Mai einen weiteren Vorschlag. Nach der Idee des Vizepräsidenten sollen die Vereine künftig in Form von Bonuspunkten davon profitieren, wenn ihre Unparteiischen eine Saison komplett durchpfeifen. „Damit hätten der Verband und die Clubs Planungssicherheit“, hob Mai die Vorteile der ins Auge gefassten, neuen Regelung hervor. Vielleicht könnte dadurch auch die hohe Fluktuation bei den Schiedsrichtern eingedämmt werden. „In einer Saison werden rund 2.000 Schiedsrichter
ausgebildet und rund 60 Prozent davon hören bereits nach dem ersten Jahr auf“, verdeutlichte Eckart und fügte an: „Die mittlere Verweildauer eines Schiedsrichters beträgt gerade anderthalb Jahre.“
Die Gründe, warum speziell der HHV mit einem Mangel an Unparteiischen zu kämpfen hat, sind vielfältig. Aber gerade die Tatsache, dass es in dieser Saison vermehrt zu verbalen Entgleisungen und Verunglimpfungen durch Spieler, Funktionäre und auch Besucher gegen die Schiedsrichter gekommen ist, hat dem Ansehen und der Motivation der „Männer in Schwarz“ erheblichen Schaden zugefügt. „So kann es nicht weiter gehen. Die Schiedsrichter sind kein Freiwild“, machte Wolfgang Schmelz, Klassenleiter Aktive Männer, deutlich. In, WiederhoIungsfall,so Schmelz, drohen fortan sowohl saftige Geldstrafen; als auch Hallensperren.
Neben der Schiedsrichter-Problematik wurde auch das Torminraster für die neue Saison 2003/04 besprochen. Dabei verständigte man darauf, die Männern am 20/21. September 2003 in die Runde zu schicken. Die Frauen sollen eine Woche früher beginnen. Der Arbeitskreis Spieltechnik (AK) muss darüber auf seiner Sitzung Mitte Januar 2003 noch abstimmen. Zudem wird der AK über seinen von der Mehrheit der Vereine begrüßten Vorschlag zur Neueminführung einer Relegation entscheiden. Falls also eine Mannschaft zum Ende der neuen Saison freiwillig aus der Oberliga oder Landesliga zurückzieht, soll auch der Vizemeister der jeweils tieferen Klasse mittels Relegation die Möglichkeit bekommen, aufzusteigen.

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